Geschichte der Burg
Zeitleiste
1342 – Übergang an das Fürstbistum Würzburg
1803 – Übergang an das Haus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg
1919 – Kauf der Burg durch den Verein
1939 – Beschlagnahme der Burg durch NS-Behörden
1150
Gründung der Burg Rothenfels durch den fränkischen Adeligen Marquard II. von Grumbach. Die Edelfreien von Grumbach sind in Thüringen, Mainfranken und Schwaben begütert und bauen ein Netz von Stützpunkten und Klostervogteien auf. Sie gehören zum engen Mitarbeiterstab der Stauferkönige Konrad III. und Friedrich I. Barbarossa und der Fürstbischöfe von Würzburg.
Ab 1150
Bau der romanischen Kernburg. Heute noch sichtbar sind der Bergfried, der Stumpf des runden Westturmes, die Untergeschosse des viereckigen Südturmes und Teile der Ring- und Schildmauer. Lehnsherr der Burg ist die Benediktinerabtei Neustadt am Main, die aus ihrem Besitz den Baugrund und Land abgibt. Im Schutz der Burg entstehen Versorgungshöfe auf dem Berg und eine Ansiedlung im Tal.
1166
Marquard III. von Grumbach stirbt als kaiserlicher Statthalter der Lombardei in Mailand.
1190
Albert I. von Grumbach stirbt als Kreuzritter in Kleinasien.
1243
Albert II. von Grumbach stirbt als letzter Mann der Familie. Rothenfels kommt über seine Tochter Udelhilt an deren Ehemann Graf Ludwig III. von Rieneck. Lehnsherr der Burg wird das Hochstift Würzburg.
Um 1250
Bau des Ostturmes als Wohnturm.
1282
Das Amt Rothenfels wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt, Amtssitz ist die Burg.
1333
Graf Ludwig V. von Rieneck-Rothenfels stirbt ohne männliche Erben. Die Burg wird von seinen Verwandten Kraft II. von Hohenlohe und Ulrich II. von Hanau besetzt.
1342
Der Ort Rothenfels wird zum ersten Mal urkundlich als Stadt erwähnt. In der Ackerbürgerstadt siedeln sich auch Handwerker und Gewerbe an.
Udelhilt von Rieneck-Rothenfels verkauft ihre Rechte an Kaiser Ludwig IV. den Bayern. Der Erbstreit mit den Familien Hohenlohe und Hanau wird friedlich beigelegt. Das Haus Wittelsbach und das Hochstift Würzburg teilen sich die Herrschaft über Burg, Stadt und Amt Rothenfels. Beginn zahlreicher Verpfändungen und Teilverpfändungen von Burg und Amt. Beginn der Reihe fürstbischöflich-würzburgischer Amtmänner.
1474
Fürstbischof Rudolf II. von Scherenberg kauft sämtliche Pfänder auf Burg und Amt Rothenfels.
um 1495-1527
Errichtung der drei Flügel der Innenburg und Umbau der Wohntürme (Süd- und Ostturm) unter Verwendung romanischer Bauteile.
1525
Besetzung und Beschädigung der Burg im Bauernkrieg.
1625-1628
Neubau des Inneren Burgtores und der Torhäuser.
1631-1648
Besetzungen und Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg.
1720-1766
Renovierungen in der gesamten Anlage, Umgestaltung des Burggrabens zum Barockgarten.
1755/1756
Neubau der Kellerei ("Amtshaus") in der Außenburg.
1802/1803
Übergang an das Fürstliche Haus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg infolge der Säkularisation der geistlichen Staaten.
1814
Burg, Stadt und Teile des Amtes Rothenfels kommen staatsrechtlich an das Königreich Bayern. Die Burg verbleibt im Besitz der Fürsten von Löwenstein, die hier ein Herrschaftsgericht einrichten.
1910
Verlegung der Burgkapelle in den heutigen Raum und Nutzung als Dorfkirche.
1917
Gründung des Vereins der Quickbornfreunde e. V. mit dem Ziel, eine Zentrale für den katholischen Jugendbund Quickborn zu bauen.
1919
Kauf der Burg durch den Verein, Beginn des Ausbaus als Tagungsstätte und Jugendherberge.
Die Theologen und Pädagogen Josef Außem (1888–1956), Hermann Hoffmann (1878–1972), Josef Martin Hofmann (1880–1957), Klemens Neumann (1873–1928) und Bernhard Strehler (1872–1945) entfalten und leiten die Tagungsarbeit der Burg.
1927
Der Theologe und Religionsphilosoph Romano Guardini (1885–1968) wird geistlicher Leiter der Burg und des Bundes Quickborn. Rothenfels strahlt aus als ein Zentrum religiöser und kultureller Bildung und Experimentierfeld der Liturgischen Bewegung.
1933
Der Verein der Quickbornfreunde benennt sich um in Vereinigung der Freunde von Burg Rothenfels. Die Burg, zeitweise besetzt als Arbeitsdienstlager, arbeitet unter erschwerten Bedingungen weiter als unabhängige christliche Tagungsstätte. Der Bund Quickborn gründet sich nach einer taktischen Selbstauflösung neu als katholischer Abstinentenverein im Schutz des Reichskonkordats.
1939
Die Vereinigung der Freunde und der Bund Quickborn werden von der Geheimen Staatspolizei wegen "volks- und staatsfeindlicher Tätigkeit" verboten. Die Burg wird von den NS-Behörden beschlagnahmt und als Lager für Umsiedler und Flüchtlinge genutzt. Freundeskreise der Burg und des Bundes bestehen illegal fort und treffen sich zu Exerzitien in Klöstern oder getarnt als Familienfeiern. Viele Mitglieder erleiden Verhaftung und Verfolgung, einige gehen in die Widerstandsbewegung.
1945
Nach Kriegsende dient die Burg weiter als Flüchtlingslager.
1948
wird die Auflösung von 1939 zum Unrechtsakt erklärt und die Vereinigung der Freunde von Burg Rothenfels in das Vereinsregister wieder eingetragen. In einigen gemieteten Trakten der Burg kann die Tagungsarbeit unter Leitung des Guardini-Schülers Heinrich Kahlefeld (1903–1980) neu beginnen.
1950
gelingt nach jahrelangen Verhandlungen die Rückgabe der Burg durch den Freistaat Bayern an die Vereinigung der Freunde. Erst zwei Jahre später folgt die endgültige Freigabe und die Auflösung des Flüchtlingslagers mit einer geringfügigen Entschädigung. Die Gebäude werden schrittweise für Tagungszwecke und als Jugendherberge renoviert.
1970
beginnt die grundlegende Sanierung aller Gebäude, die bis heute fortgesetzt wird.
2000
wird das "Amtshaus" erweitert durch einen flachen Anbau für Tagungszwecke ("Gartensaal").
2009/2010
gelingt der Abschluss der Sanierungen der technischen Anlagen. Kanäle und Leitungen für Wasser, Abwasser, Strom und Heizung sind neu verlegt, im ehemaligen Ökonomiehof ist eine zentrale Heizungsanlage entstanden. Mit der Holzhackschnitzelheizung sind sämtliche Gebäude und die Großküche auf dem neuesten Stand ökologischer Energieversorgung.
2019
feiert der Trägerverein mit zahlreichen Veranstaltungen "100 Jahre unsere Burg" zur Erinnerung an den Erwerb der Burg im Jahr 1919.