Geschichte der Burg

1150

Gründung der Burg Rothenfels durch den fränkischen Adeligen Marquard II. von Grumbach. Die Edelfreien von Grumbach sind in Thüringen, Mainfranken und Schwaben begütert und bauen ein Netz von Stützpunkten und Klostervogteien auf. Sie gehören zum engen Mitarbeiterstab der Stauferkönige Konrad III. und Friedrich I. Barbarossa und der Fürstbischöfe von Würzburg.

Ab 1150

Bau der romanischen Kernburg. Heute noch sichtbar sind der Bergfried, der Stumpf des runden Westturmes, die Untergeschosse des viereckigen Südturmes und Teile der Ring- und Schildmauer. Lehnsherr der Burg ist die Benediktinerabtei Neustadt am Main, die aus ihrem Besitz den Baugrund und Land abgibt. Im Schutz der Burg entstehen Versorgungshöfe auf dem Berg und eine Ansiedlung im Tal.

1166

Marquard III. von Grumbach stirbt als kaiserlicher Statthalter der Lombardei in Mailand.

1190

Albert I. von Grumbach stirbt als Kreuzritter in Kleinasien.

1243

Albert II. von Grumbach stirbt als letzter Mann der Familie. Rothenfels kommt über seine Tochter Udelhilt an deren Ehemann Graf Ludwig III. von Rieneck. Lehnsherr der Burg wird das Hochstift Würzburg.

Um 1250

Bau des Ostturmes als Wohnturm.

1282

Das Amt Rothenfels wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt, Amtssitz ist die Burg.

1333

Graf Ludwig V. von Rieneck-Rothenfels stirbt ohne männliche Erben. Die Burg wird von seinen Verwandten Kraft II. von Hohenlohe und Ulrich II. von Hanau besetzt.

1342

Der Ort Rothenfels wird zum ersten Mal urkundlich als Stadt erwähnt. In der Ackerbürgerstadt siedeln sich auch Handwerker und Gewerbe an.

Udelhilt von Rieneck-Rothenfels verkauft ihre Rechte an Kaiser Ludwig IV. den Bayern. Der Erbstreit mit den Familien Hohenlohe und Hanau wird friedlich beigelegt. Das Haus Wittelsbach und das Hochstift Würzburg teilen sich die Herrschaft über Burg, Stadt und Amt Rothenfels. Beginn zahlreicher Verpfändungen und Teilverpfändungen von Burg und Amt. Beginn der Reihe fürstbischöflich-würzburgischer Amtmänner.

1474

Fürstbischof Rudolf II. von Scherenberg kauft sämtliche Pfänder auf Burg und Amt Rothenfels.

um 1495-1527

Errichtung der drei Flügel der Innenburg und Umbau der Wohntürme (Süd- und Ostturm) unter Verwendung romanischer Bauteile.

1525

Besetzung und Beschädigung der Burg im Bauernkrieg.

1625-1628

Neubau des Inneren Burgtores und der Torhäuser.

1631-1648

Besetzungen und Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg.

1720-1766

Renovierungen in der gesamten Anlage, Umgestaltung des Burggrabens zum Barockgarten.

1755/1756

Neubau der Kellerei ("Amtshaus") in der Außenburg.

1802/1803

Übergang an das Fürstliche Haus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg infolge der Säkularisation der geistlichen Staaten.

1814

Burg, Stadt und Teile des Amtes Rothenfels kommen staatsrechtlich an das Königreich Bayern. Die Burg verbleibt im Besitz der Fürsten von Löwenstein, die hier ein Herrschaftsgericht einrichten.

1910

Verlegung der Burgkapelle in den heutigen Raum und Nutzung als Dorfkirche.

1917

Gründung des Vereins der Quickbornfreunde e. V. mit dem Ziel, eine Zentrale für den katholischen Jugendbund Quickborn zu bauen.

1919

Kauf der Burg durch den Verein, Beginn des Ausbaus als Tagungsstätte und Jugendherberge.

Die Theologen und Pädagogen Josef Außem (1888–1956), Hermann Hoffmann (1878–1972), Josef Martin Hofmann (1880–1957), Klemens Neumann (1873–1928) und Bernhard Strehler (1872–1945) entfalten und leiten die Tagungsarbeit der Burg.

1927

Der Theologe und Religionsphilosoph Romano Guardini (1885–1968) wird geistlicher Leiter der Burg und des Bundes Quickborn. Rothenfels strahlt aus als ein Zentrum religiöser und kultureller Bildung und Experimentierfeld der Liturgischen Bewegung.

1933

Der Verein der Quickbornfreunde benennt sich um in Vereinigung der Freunde von Burg Rothenfels. Die Burg, zeitweise besetzt als Arbeitsdienstlager, arbeitet unter erschwerten Bedingungen weiter als unabhängige christliche Tagungsstätte. Der Bund Quickborn gründet sich nach einer taktischen Selbstauflösung neu als katholischer Abstinentenverein im Schutz des Reichskonkordats.

1939

Die Vereinigung der Freunde und der Bund Quickborn werden von der Geheimen Staatspolizei wegen "volks- und staatsfeindlicher Tätigkeit" verboten. Die Burg wird von den NS-Behörden beschlagnahmt und als Lager für Umsiedler und Flüchtlinge genutzt. Freundeskreise der Burg und des Bundes bestehen illegal fort und treffen sich zu Exerzitien in Klöstern oder getarnt als Familienfeiern. Viele Mitglieder erleiden Verhaftung und Verfolgung, einige gehen in die Widerstandsbewegung.
 

1945

Nach Kriegsende dient die Burg weiter als Flüchtlingslager.
 

1948

wird die Auflösung von 1939 zum Unrechtsakt erklärt und die Vereinigung der Freunde von Burg Rothenfels in das Vereinsregister wieder eingetragen. In einigen gemieteten Trakten der Burg kann die Tagungsarbeit unter Leitung des Guardini-Schülers Heinrich Kahlefeld (1903–1980) neu beginnen.

1950

gelingt nach jahrelangen Verhandlungen die Rückgabe der Burg durch den Freistaat Bayern an die Vereinigung der Freunde. Erst zwei Jahre später folgt die endgültige Freigabe und die Auflösung des Flüchtlingslagers mit einer geringfügigen Entschädigung. Die Gebäude werden schrittweise für Tagungszwecke und als Jugendherberge renoviert.

1970

beginnt die grundlegende Sanierung aller Gebäude, die bis heute fortgesetzt wird.

2000

wird das "Amtshaus" erweitert durch einen flachen Anbau für Tagungszwecke ("Gartensaal").
 

2009/2010

gelingt der Abschluss der Sanierungen der technischen Anlagen. Kanäle und Leitungen für Wasser, Abwasser, Strom und Heizung sind neu verlegt, im ehemaligen Ökonomiehof ist eine zentrale Heizungsanlage entstanden. Mit der Holzhackschnitzelheizung sind sämtliche Gebäude und die Großküche auf dem neuesten Stand ökologischer Energieversorgung.

2019

feiert der Trägerverein mit zahlreichen Veranstaltungen "100 Jahre unsere Burg" zur Erinnerung an den Erwerb der Burg im Jahr 1919. 

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